Profil
Leonie Barghorn
Lebenslauf
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Ausbildung
Ich bin von 2002 bis 2014 in Hamburg zur Schule gegangen, erst auf eine katholische Grundschule (obwohl ich gar nicht katholisch bin) und dann auf ein Gymnasium mit Musikschwerpunkt. Anschließend (beziehungsweise nach meinem Freiwilligendienst in Uganda) habe ich von 2015 bis 2021 Physik in Göttingen studiert – erst im Bachelor, dann im Master. 2019 war ich außerdem für fünf Monate an einer Uni in Frankreich. Seit 2022 arbeite ich am Institut für Ostseeforschung.
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Qualifikationen:
Ich habe einen Bachelor- und einen Masterabschluss in Physik. Mein Schwerpunkt war dort die Halbleiterphysik – also etwas ganz anderes, als das, was ich jetzt mache.
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Berufliche Stationen
Während des Studiums habe ich vier Jahre lang als freie Autorin und Lektorin für ein Onlinemagazin gearbeitet. Dort habe ich zum Beispiel Themen aus den Bereichen Klimawandel, Energiewende oder Ernährung allgemeinverständlich erklärt. Ich habe aber auch Artikel mit Kochrezepten verfasst – oft mit eigenen Fotos. Früher habe ich außerdem häufiger bei Konzerten ausgeholfen (mit Oboe oder Blockflöte) und damit etwas Geld verdient. Außerdem habe ich zwischen meinem Freiwilligendienst und dem Beginn des Studiums ein paar Monate in einem Café gearbeitet.
Daneben habe ich auch immer wieder ehrenamtlich gearbeitet. Unter anderem habe ich mich in Geschichtsprojekten engagiert, war Sprecherin der Physik-Studierendenschaft an meiner Uni, war bei der Jugendorganisation von Slow Food aktiv (das ist ein Verein, der sich global für gutes Essen und eine nachhaltige Landwirtschaft einsetzt) und bin jetzt Vertreterin der Doktorand*innen an meinem Institut. Auch zu diesen Sachen könnt ihr mich also gerne ausfragen 😉
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Derzeitiger Job
Momentan bin ich eine sogenannte „wissenschaftliche Mitarbeiterin“. Das ist typisch für Doktorand*innen (manche kriegen stattdessen auch ein Stipendium aber das ist in Physik eher unüblich, glaube ich). Ich habe eine 30-Stunden-Stelle für drei Jahre. Auch das ist ziemlich typisch für eine Promotion in Physik. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin bin ich Teil einer Arbeitsgruppe (sie heißt „Dynamik regionaler Klimasysteme“). Die meiste Zeit arbeite ich relativ frei an meinem eigenen Thema, aber ich helfe auch dabei, Praktikant*innen oder Studierende zu betreuen, Veranstaltungen zu organisieren und Unterrichtsstunden zu halten.
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Arbeitgeber*in:
Mein Arbeitgeber ist das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (kurz IOW). Es ist ein sogenanntes „Außeruniversitäres Institut“, da es nicht zu einer Uni gehört. Als Doktorandin bin ich aber gleichzeitig im Promotionsstudiengang Physik an der Uni Rostock eingeschrieben.
Das Institut ist mit knapp 300 Mitarbeitenden eher klein im Vergleich zu manchen anderen Klima- und Ozeanforschungsinstituten. Eine schöne Sache bei uns ist, dass wir aus ganz verschiedenen Bereichen kommen und auch in ganz verschiedenen Bereichen arbeiten (vor allem Physik, Chemie, Biologie, Geologie und Küstenschutzmanagement).
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Was mache ich in der Wissenschaft am liebsten: Besonders gerne mag ich es, die Rätsel hinter meinen Daten zu lösen.
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Über mich: Ich bin 27 Jahre alt und seit knapp zwei Jahren Doktorandin am Leibniz-Institut für Ostseeforschung in Warnemünde. Vor der Promotion habe ich Physik studiert.
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Ich wohne zusammen mit meinem Freund in Rostock. Warnemünde – mein Arbeitsort – ist ein Stadtteil von Rostock, der direkt an der Ostsee liegt. Von meinem Büro aus sehe ich das Meer! Im Sommer (und manchmal auch im Winter) gehen meine Kolleg*innen und ich gerne in der Mittagspause oder nach der Arbeit schwimmen. Ansonsten mache ich gerne Musik (aktuell singe ich in der Institutsband), gehe bouldern und probiere vegane Backrezepte aus. Außerdem unterstütze ich eine Schule in einer Gemeinde in Uganda, in der ich nach der Schule neun Monate Freiwilligendienst gemacht habe.
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Über meine Arbeit: In meiner Arbeit beschäftige ich mich damit, wie sich der Klimawandel auf den Salzwassertransport aus der Nordsee in die Ostsee auswirkt.
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Die Ostsee ist ein besonderes Meer: Einerseits erhält sie viel Süßwasser aus zahlreichen Flüssen und andererseits ist die Verbindung zur Nordsee sehr klein, sodass nur wenig Salzwasser in die Ostsee gelangt. Deshalb ist der Salzgehalt der Ostsee nur etwa ein Fünftel des Salzgehalts der Ozeane. Man merkt das, wenn man in der Ostsee taucht – das Wasser tut nicht in den Augen weh. Außerdem ist Salzwasser dichter – quasi schwerer – als Süßwasser. Deswegen sinkt das einströmende Wasser aus der Nordsee auf den Boden der Ostsee (an der tiefsten Stelle ist die Ostsee über 400 Meter tief!). Das alles macht die Ostsee zu einem sehr schwierigen Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Die meisten mögen gerne Salzwasser oder Süßwasser aber nicht irgendwas dazwischen. Außerdem sorgt diese „Schichtung“ des Wassers dafür, dass nur wenig Sauerstoff aus der Luft in die tiefen Bereiche der Ostsee kommt. Stattdessen bringt das Salzwasser aus der Nordsee frischen Sauerstoff für diese Bereiche mit.
Deswegen ist es interessant, sich mit den Eigenschaften des einströmenden Salzwassers zu beschäftigen. Ich benutze dafür vor allem Computersimulationen, die die Geschichte der Ostsee seit 1850 möglichst gut rekonstruieren. Damals gab es noch nicht so viele Messungen in der Ostsee, weshalb wie die Computermodelle brauchen. Ein so langer Zeitraum ist wichtig, weil sich Veränderungen in der Ostsee nur sehr langsam vollziehen. Bisher habe ich aus meinen Modellen gelernt, dass es in den letzten Jahrzehnten immer weniger Salzwassereintröme im Winter gab und dafür immer mehr im Sommer und Herbst. Das hat Folgen für die Ostsee, denn im Sommer und Herbst ist das einströmende Wasser viel wärmer als im Winter. Dadurch steigen die Temperaturen in tiefen Bereichen der westlichen und südlichen Ostsee stark an. Das wiederum führt dazu, dass der Sauerstoffgehalt der Ostsee sinkt. Und das ist generell schlecht für die Lebewesen dort. Wie genau sich die Erwärmung in der Tiefe auf die Lebewesen auswirkt, müssen meine Kolleg*innen aus der Biologie aber noch herausfinden.
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So sieht ein typischer Tag von mir aus: Da ich mit Computermodellen arbeite, sitze ich meistens am Computer und werte meine Modellsimulationen aus. Zwischendurch treffe ich mich mit Kolleg*innen, um über neue Ideen zu sprechen. Zusammenarbeit ist in der Forschung sehr wichtig.
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Meistens bin ich gegen 9 Uhr im Büro. Ich kann auch im Homeoffice arbeiten, aber da fehlt mir der Austausch mit meinen Kolleg*innen. Außerdem fehlt zuhause der Blick aufs Meer. Meine Arbeitszeit und meine Aufgaben kann ich mir ziemlich frei einteilen. Entscheidend ist nur, dass ich innerhalb meiner 3 Jahre Promotionszeit genug Veröffentlichungen schreibe. Solche Studien, die in Fachzeitschriften erscheinen, sind gewissermaßen die „Währung“ der Wissenschaft. Deshalb bin ich neben der Arbeit mit den Modellsimulationen auch immer wieder mit Schreiben und Literatur lesen beschäftigt. Ansonsten sind meine Tätigkeiten variabel. Manchmal besuche ich Workshops oder Seminare zu Themen, die mir bei der Arbeit nützen, oder stelle meine Ergebnisse auf Konferenzen und in Meetings vor. Ich bin auch schon zwei Wochen mit unserem Forschungsschiff auf der Ostsee unterwegs gewesen und habe dort bei Messungen geholfen. Es ist toll, dass ich die Ergebnisse meiner Computermodelle auch „in echt“ sehen kann.
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Mein Interview
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Wie würdest du dich in drei Sätzen oder in drei Worten beschreiben?
neugierig, nachdenklich, musikalisch
Was oder wer hat dich dazu inspiriert deinen Beruf oder dein Forschungsthema zu wählen?
Der Klimawandel beschäftigt mich schon, seit wir in der Schule den Film "Eine unbequeme Wahrheit" geschaut haben. An der Ostsee wiederum habe ich viele Ferien verbracht (von meiner Heimatstadt Hamburg kommt man da gut hin) und inzwischen leben Teile meiner Familie auch an der Ostsee. Deshalb sind die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ostsee für mich das perfekte Forschungsthema.
Wer ist dein*e Lieblingswissenschaftler*in?
Habe ich nicht direkt. Beeindrucken tun mich insbesondere frühe Forscherinnen, deren Werk viel zu selten gewürdigt wird. Als Klimaforscherin muss ich vor allem Eunice Foote erwähnen, die im 19. Jahrhundert den Einfluss des CO2 auf die Temperatur der Atmosphäre entdeckt hat.
Was wolltest du nach der Schule werden?
lange wollte ich Oboe studieren, aber ich hatte dann doch keine Lust auf den Druck in Profiorchestern. Danach habe ich zwischen Geschichte und Physik geschwankt und mich dann wegen der besseren Jobaussichten für Physik entschieden. Ich hatte aber keinen konkreten Beruf vor Augen ("Physikerin" ist ja kein Beruf...).
Bist du während deiner Schulzeit jemals in Schwierigkeiten geraten?
Nein, zum Glück sind mir die meisten Fächer leicht gefallen, auch wenn natürlich auch ein paar mal schlechte Noten hatte. Nur im Sprinten war ich wirklich schlecht. Zum Glück mussten wir das nur ein paar Mal machen.
Wenn du deinen jetztigen Job nicht machen würdest, was würdest du stattdessen machen?
Neben der Ostseeforschung interessiere ich mich sehr für Wissenschaftskommunikation - deshalb bin ich hier ^^. Eventuell wäre ich also, wenn ich nicht promovieren würde, in einem Bereich der Wissenschaftskommunikation. Vielleicht würde ich Öffentlichkeitsarbeit für ein wissenschaftliches Institut machen oder ein Volontariat bei einer Wissenschaftsredaktion.
Wer ist dein*e Liebelingssänger*in oder Band?
Schwer zu sagen. Ich höre unter anderem sehr gerne Frank Turner oder Foy Vance. Ich schätze, deren Musik liegt hauptsächlich irgendwo zwischen Rock und Folk. Aber mir gefallen auch viele ältere Sachen. Hauptsache, kein Schlager
Was ist dein Lieblingsessen?
Das eine Lieblingsessen habe ich nicht. Aber ich liebe Lasagne, vor allem mit Spinat.
Was macht dir am meisten Spaß?
Am liebsten verbringe ich Zeit mit meinem Freund, meiner Familie und Freund*innen.
Wenn du 3 Wünsche hättest, welche wären das? Sei ehrlich!
Ich wünsche mir vor allem mehr Gerechtigkeit in der Welt. Das ist ja auch beim Klimawandel ein Thema: Die, die am wenigsten dazu beigetragen haben, leiden am stärksten darunter.
Erzähl uns einen Witz!
Was macht ein Mathematiker im Garten?
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